DER MESSIE IN DIR! | getting sh*t done

Sonntag, 23. Juni 2024



Es ist soweit, das Unmögliche ist wahrgeworden, ich sehe es ein: mein nett verbrämtes, "kreatives Chaos" (und das vieler anderer um mich drumherum!) war nie normal oder okay, es war schon immer ein Problem! Unzählige Folgen von HOARDERS aus den USA, Großbritannien und Deutschland (am liebsten sind mir die Briten) und unterschiedliche Herangehensweisen ans Thema #DECLUTTERING (ich schaue zur Zeit sehr gern Obsessive Compulsive Cleaners als perfekte Mischung aus AUFRÄUMEN & PUTZEN) sowie das Auffinden von noch mehr Kram unsererseits (in einer bisher vernachlässigten Garage) haben mir die Augen dafür geöffnet und mir klargemacht: das ganze UNORDNUNGS-Thema ist ein Problem, was sichtbar Ausdruck eines viel größeren Problems ist. Und es betrifft nicht nur uns (mit unserem eigenen Kram) und unser direktes Gegenüber (welches man als 'krank' bezeichnen könnte), dem wir aktuell hinterherräumen, sondern auch alle anderen Menschen, niemand(!) ist davon frei - denn wie sagte der Therapeut in The Hoarder Next Door:

There's a little hoarder in all of us. But when it's out of hand it's what makes it different

Sehr schön zusammengefasst im Vorspann meiner liebsten PUTZ-und AUSMISTSERIE, in der immer wieder in Zahlen ausgedrückt wird, wie sehr die Bevölkerung laut statistischen Erhebungen nicht mal einen einzigen Gedanken daran verschwendet, zu putzen... 


kreatives Chaos

und meine Gedanken schweifen sofort zu meiner Schwester ab, die mir - wie sie selbst erzählte(!) - jedes Mal in Schweiß ausbricht, wenn ihre Putzfrau vorbeikommt, weil sie dann vorher AUFRÄUMEN muss. Das ist es nämlich auch,  was in allen Folgen dieser mannigfaltigen Sendungen zum Ausdruck kommt - die Leute sind nicht faul oder gern unordentlich oder leben gern in 'niemals gemoppten Wohnungen' (lol), sondern sie kommen einfach nicht durch. Bis zum Boden, bis in die Ecken, sie dringen nicht durch ihren eigenen Widerstand hindurch, der ihnen sagt "aber wo soll ich denn anfangen, wenn ich überhaupt erstmal aufräumen und entscheiden muss....", weil ihnen immer was im Weg steht. Zuerst ganz bildlich in Form von KRAM, der da nicht hingehört - und dann aber auch mental. Denn wenn einem das alles zuviel wird, macht man am Ende gar nichts mehr - nicht mal mehr das, was eigentlich nötig wäre.


Makeup-Junkie

Deswegen stoßen die manischen Putzteufel in meiner aktuellen Lieblingssendung (welche Messies und zwanghaft Reinliche zusammenbringt), auch immer zu Beginn der viertägigen Reinigungsaktion auf den größten Widerstand, wenn nämlich AUSGEMISTET werden soll. Ist aber der überflüssige und auch belastende Kram erst mal weg, werfen sich die nun Entrümpelten motiviert ans AUFRÄUMEN der nun verbliebenen Besitztümer und sind im letzten Stadium, dem PUTZEN, dann meist schon richtiggehend  begeistert bei der Sache! Die wenigsten unter uns sind nämlich gern untätig, unordentlich und unsauber, sie kommen einfach nur durch ihre selbst aufgebauten Widerstände - seien diese nun innerlich oder äußerlich - nicht mehr dazu, das zu tun, was eben nötig ist im Leben. Ich denke dabei wieder an meine Schwester, die mir JAHRE, nachdem ich sie darum gebeten hatte, nun eine Schallplatte zurückgeben konnte, bei der sie Stein und Bein geschworen hatte, daß sie sie nicht hätte, weil diese sich einfach hinter einem der Kinderbetten befand - wo man nie hinkam, wo man nicht mal hineinsehen konnte und wo die Sonne nie schien. 

Kinderzimmer-Standard

All das kann durch eine Dosis augenöffnendes YouTube-Schauen neu bewertet und geändert werden, ich sage nur: nicht bloß, dass die meisten der Zuschauer von Obsessive Compulsive Cleaners danach in den Kommentaren kundtun, wie sehr sie jetzt ganz dringend ihr Zimmer schrubben wollen, nein, es werden noch andere Einstellungen hinterfragt:

This show really helps me improve my relationship with objects and how ridiculous and dangerous it is to be attached to objects. The only way to show your appreciation to an object is to use it as it is intended to be used, with responsibility and care. Food are meant to be eaten, clothes are to be worn, vehicles for transportation, and books and magazines are to be read, and HOUSES are for living and shelter. If not, the objects are useless to me and I should actively find ways to make sure the objects reach its full potential and purpose through sharing, donating, selling, lending or even giving it away.

Ich habe für mich auch viele Erkenntnisse hinsichtlich von Psychogrammen der gezeigten Personen gewonnen, die mich wahlweise an mich selbst oder mir bekannte Personen erinnern, aber ich habe auch ganz konkrete Ideen für meine weitere Reise auf dem Weg raus aus dem Chaos gewonnen. Denn alle der in den Videos von den Hortern genannten Argumente, warum dieses oder jenes (oder einfach alles!) behalten werden sollte, können mit Gegenfragen entkräftet werden. Zum Beispiel mit diesen:





1. BENUTZEN STATT NUR BEHALTEN

 


  •  statt 'kann man das noch benutzen', lieber 'werde ICH es noch benutzen? WANN? WOZU?' beantworten


All diese Teile dann sortiert (nach Kategorien) stapeln und auch so lagern, z.B. Möbel zum Restaurieren in die Werkstatt, Bastelmaterial kommt in den Schrank, Wolle ins Nähkörbchen, etc, um sie dann genau zu evaluieren unter der Fragestellung


a) habe ich überhaupt genug Stauraum dafür?

b) habe ich noch genug Lebensjahre übrig dafür, um all diese Projekte auch umzusetzen?


Danach kann entschlackt werden; wer z.B. strickt weiß ziemlich genau, wieviel Wolle er für welches Strickprojekt braucht - und was zu viel ist. Anschließend wird richtig Inventur gemacht, d.h. eine Liste mit den Besitztümern aufgestellt, diese direkt an den Lagerort geheftet und bis zum Aufbrauchen der Bestände nix Neues aus dem Bereich mehr eingekauft.


Konkret hieße das: wer z.B. davon träumt, alte Möbel zu restaurieren, muss sich fragen "wo ist die Werkstatt dafür? Wieviel Stauraum habe ich in dieser Werkstatt für die noch nicht bearbeiteten Werkstücke in der Warteschlange?" Und direkt danach muss angefangen und ein Möbelstück nach dem anderen bearbeitet werden. Erst danach dürfen neue Rohdiamanten an alten Möbeln, neues Bastelmaterial o.ä. herangeschafft werden.


mach es zu Deinem Projekt


➥TRICK: aus Sammelwut → Betriebsamkeit machen. 

Wer basteln, häkeln, malern und spachteln will, soll das tun. Aber dann muss es auch losgehen, angefangen vom Einrichten der Werkstätte bis hin zum Inventarisieren des Lagerbestands, so, wie das jeder gute Handwerker tun würde. Denn die Sachen sind zum MACHEN da, nicht nur zum HABEN.




2. Erkenne die Last, nicht nur den wert

 

  •  nicht 'ist das noch gut', sondern 'kann ich OHNE es leben?' fragen

Oft wird nur nach dem theoretischen Wert eines Dings gefragt und wenn es noch einen hat, muss es zwanghaft behalten werden. Mit der Umformulierung zu 'kann ich OHNE es leben?' wird der Blick auf den praktischen Nutzwert eines jeden Teils gelegt. Denn was nur theoretisch genutzt werden KÖNNTE (Konjunktiv), muss anderen, tatsächlich genutzten Dingen weichen. Die würden nämlich mit "lebensnotwendig" bezeichnet werden.
Wenn die Frage jedoch mit "ich kann NICHT ohne es leben" beantwortet wird, ist die logische Nachfrage: 'kann ich dann 'damit leben?' und allem, was dazugehört: es wird Stauraum benötigt, das Teil muss gewartet werden, es muss vielleicht Stress dafür in Kauf genommen werden, Beziehungsprobleme, etc.

➥TRICK: nicht bloß nach dem Wert, sondern auch nach dem Preis fragen, den das Behalten des Gegenstands einem abverlangt



3. was habe ich lieber..?

 



  • triff eine ja/nein oder 50:50-Entscheidung: 


bei schnellen Aussortieraktionen wird immer zwischen zwei Teilen aus ein und derselben Kategorie entschieden, weil man eines immer lieber hat als das andere. Das kommt dann auf den 'das habe ich LIEBER' Haufen. Problem: wenn es zu oft ausgerechnet zwei Lieblinge und dann aber immer wieder zwei ungeliebte Teile auf einmal trifft, klappt die 50:50-Methode besser: alles auf einen Haufen arrangieren und genau 50% aussortieren, dann eben die unbeliebtere Hälfte

TRICK: perfekt um Gebrauchsgegenstände, von denen aber viele Einzelteile vorhanden sind, zu reduzieren, wie z.B. Kleidung, Kosmetik, etc






4. unvernünftig sein

 

  • ist mir das sympathisch/unsympathisch


mach dir dein Bauchhirn/Intuition zunutze und entscheide in einem ersten Schritt spontan nur nach 'was finde ich gut und was ist mir unsympathisch?'. In deinem Gefühl sind eine Menge Informationen über jedes Ding schon gespeichert; es ist nicht nötig, alles wieder und wieder abzuwägen und nochmal mit deinem Verstand abzuklopfen, schon gar nicht, wenn dich dein Gefühl bereits in eine Richtung leitet. Speziell bei Abneigungen sollte man der eigenen Intuition Raum einräumen, um mitzuentscheiden. 


TRICK: Entscheidungen verkürzen, indem NICHT rational geurteilt und lange überlegt wird. Ungeliebtes wird am Ende weniger bis gar nicht genutzt, es ergibt also Sinn, das dann einfach einzusehen und es wegzugeben.




5. Theorie und Praxis

 


  • nutze die 5 Sekunden Regel: hochhalten, JA oder Nein sagen


Denn was nicht JA!! ist, ist eigentlich ein fettes NEIN! Falls es einen "mhhhhhhweißnicht" und somit dritten Haufen gibt, dann wird aus dem ein "exklusiv in nächster Zeit nutzen"-Haufen gemacht. Klappt z.B. gut für Kleidung: die wird dann Tag für Tag aus dem Haufen ausgewählt, so daß nach dem Tragen entschieden werden kann.


TRICK: aus nur Denken wird Machen - was sich plötzlich mal in echt beweisen muss, ist manchmal viel weniger attraktiv, als in Theorie noch gedacht







6. doppelt hält besser

 



  • zuerst nur aussortieren, was kaputt/nicht zu retten ist: 


das klappt gut für jede Art von Kram, aber besonders gut bei Kleidung. Der angsteinflößende Schritt des richtigen Ausmistens kommt bei der Müllmethode nämlich erst in einem zweiten Schritt, bei dem dann auch alle guten Sachen aufgestapelt und rein vernunftgemäß beurteilt werden. Bei Kleidung kann man so tun, als wäre man Modeberater bei einer anderen Person, der über passende Outfits pro Jahreszeit und Anlass entscheidet. Gut klappt auch, eine Modenschau zu machen und Fotos/Freunde entscheiden zu lassen, was gut ist und was weg muss.


TRICK: Distanz aufbauen und das Ganze von außen zu sehen entkoppelt die Emotion von der Entscheidung







und die moral von der geschicht..


Und den letzten, viel wichtigeren Kniff, nämlich in Zukunft besser und weniger einzukaufen, lernt man beim Ausmisten von ganz allein, denn: wer irgendwann mal noch GUTE Besitztümer ausgemistet hat, weil er einsehen mußte, daß die niemand mehr will und man selbst ja irgendwie auch nicht mehr, der hat Lernen durch Schmerz erfahren und fortan verinnerlicht: 


 Nur weil ich etwas mag, muss ich es nicht haben/kaufen.



2 Kommentare:

  1. Genau mein Thema! Danke. ☺️ Mich für mein Bauchgefühl zu entscheiden fällt mir bei Dingen echt schwer, die ich erst kurz zuvor gekauft habe. Ganz schön blöd, wenn man das Schnäppchen IRGENDWIE gar nicht mag. Ich mach das mit dem Aussortieren schon so lange und dennoch bleibt es ein stetes Lernen eines nicht allzu bescheuerten Konsumverhaltens. :) Liebe Grüße, Elke

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    1. Danke für deine Zuschrift! Es tut gut immer gut zu wissen, daß man nicht allein mit etwas ist :)

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