Schöne Haut, jetzt!

Ich finde, es gibt im Bereich der Hautpflege nur zwei Extreme: entweder die #skincarejunkies, die in den letzten Jahren meist durch Beautyblogs ihr Wissen angesammelt haben und es nun auf extra dafür angelegten Instagram-Kanälen teilen und sich dort gegenseitig fröhlich Fachworte an den Kopf werfen...

und den Normalo, der ein bißchen bis fast nichts macht mit seiner Haut. Zu denen ich früher auch gehörte, als ich mich zwar brav früh und abends mit zum Hauttyp passender Pflege eincremte, im Sommer stets Sonnenschutz auftrug und auch schon mal anfing, über Augencreme nachzudenken; was aber natürlich fast nichts darstellt im Gegensatz zu heute, wo ich zweierlei Seren benutze, "scharfe" Sachen wie Retinol und chemisches Peeling und mir klaglos jeden Tag eine Sonnencreme ins Gesicht schmiere, die nicht nur die Konsistenz von Tapetenkleister besitzt, sondern auch dessen Geruch 😄

Und allein wenn ich das so aufschreibe, wird mir bewußt, wie GROß die Kluft zwischen dem normalen Hautpflege-Kunden ("Die Creme fühlt sich so gut an, und sie riecht auch toll, so luxuriös!") und dem Hautpflege-Jünger ist.. sie ist riesig. Und dazwischen, in diesem riesigen Niemandsland, herrscht nur eins: gähnende Leere  ohrenbetäubende Stille. Das, was die beiden Lage trennt, sind nämlich vor allem Verständnisprobleme. 

Unverständnis darüber, wie sich jemand freiwillig was aufs Gesicht hauen kann, was eben nicht gut duftet und vielleicht auch mal unangenehm klebt, in Kombination mit Ungläubigkeit, ob der ganze Aufwand denn wirklich was bringt von Seiten des Hautpflege-Neulings.. und auf der anderen Seite Ungeduld im Blick der #skincarejunkies, die schon tief ins Hautpflege-Bekloppten-Universum eingetaucht sind und dessen wohltuende Segnungen empfangen haben und nicht verstehen, wie die jemand missen wollte..

Auf schöner Haut.. sieht auch Makeup schöner aus.

Dabei denke ich mir, daß es auch einen Zwischenweg geben sollte. Und ganz oft: wie leicht könnte ich doch was von meinem (wenn auch unvollständigen) Wissen abgeben; den Menschen, die mich umgeben (nicht viele) und vielleicht noch einigen, die ich - unbekannterweise - über das Internet erreichen kann. 

Mein Freund aka der Mitarbeiter ist das perfekte Beispiel dafür, was ich meine: er ist als Kerl per se nicht so Hautpflege-affin, hat (was ich ihm schon ewig vorbete) aber eine Tendenz zu Rosacea und somit auch zu empfindlicher Haut, ein Zustand, der mehr Pflege als "nur Wasser und gut!" verlangt.. glücklicherweise hat er eine Hautärztin erwischt, die ihm als erste Maßnahme nur mit auf den Weg gegeben hat, "Sonnenschutz zu tragen, jeden Tag, am besten LSF 50" (statt irgendwelcher fragwürdiger Produktempfehlungen, wie ich es damals bekommen habe).. und außerdem er hat MICH 😊 die selbsternannte Hautpflege-Beauftragte vor dem Kosmetik-Herrn!

Okay, was muss ich machen?

Natürlich war die Antwort auf seine bange Frage "Und was muss ich jetzt machen?" eine andere als auf die Frage, was DU denn für schöne Haut tun könntest, aber so ganz grundlegend gibt es einen Grundstock an Maßnahmen bzw. Anwendungs-Schritten, die ins eigene Hautpflege-Programm eingebaut werden sollten, um einen Einstieg zu finden und/oder auch als alleiniges Minimal-Programm. Keine Sorge, es ist nicht viel:

1. SONNENCREME

• ab jetzt und für immer, von früh bis spät → Sonnencreme auftragen auf das gesamte Gesicht, am besten auch noch auf Hals und Dekolletee und, wenn du willst, auch auf Ohren und Nacken und auf den Handrücken, sprich: alle Bereiche, die tagtäglich und den größten Teil des Jahres direkt den UV-Strahlen ausgesetzt sind. Und ich sage UV-Strahlen um klar zu machen, das vorzeitige Hautalterung¹ (aber auch allerlei andere Wehwehchen, die man so mit der Haut haben kann) nicht allein von sichtbarem Sonnenlicht, sondern eben von UV-Strahlen ausgelöst werden, die Wolkendecken und auch Fensterglas durchdringen können: besonders die UVA-Strahlen² sind das ganze Jahr über auch in unseren Breiten von dem Moment, wo das erste bisschen Licht über den Horizont kriecht bis zu dem Moment, wo es stockdunkle Nacht ist, aktiv. Deshalb: Sonnencreme, sommers wie winters und draußen wie drinnen. Nutze einfach die Sonnencreme, die du bereits hast, magst (d.h. vom Finish, wie sie auf deiner Haut aussieht und sich anfühlt) und von der du weißt, dass du sie verträgst (d.h. deine Haut kribbelt, brennt oder spannt nicht nach dem Auftragen und du bekommst auch keine Pickel davon), denn das sind die Voraussetzungen dafür, dass du sie wirklich jeden Tag benutzt und es nicht vermeidest oder immer wieder aufschiebst. Und dann hilft der einfache Spruch, der bei Sonnencreme tatsächlich zutrifft: "Viel hilft viel", denn um den auf der Packung ausgelobten Lichtschutzfaktor zu erreichen, musst du die Creme mindestens zwei Fingerlängen dick auf Gesicht, Hals, Ohren und Nacken auftragen³. Und da du ihn ja den ganzen Tag über drauf hast und er dich auch möglichst den gesamten Zeitraum über schützen soll, musst du versuchen, den Lichtschutzfaktor von 30-50 auch tatsächlich voll auf die Haut zu bekommen. Obendrüber kannst du alles auftragen, was du sonst auch noch so machst, nachdem du dein Gesicht eingecremt hast, also z.B. Foundation und alles andere an Makeup, wenn du nur daran denkst, das chemische Lichtschutzfilter ca. 20 Minuten brauchen, bis sie komplett in die Haut eingezogen sind und wirken⁴ (also warten zwischen Sonnencreme-Auftrag und Schminken) und mineralische Lichtschutzfilter nicht stark hin- und her geschoben werden sollten⁵ (der Schutz ist nur bei einer 'geschlossenen Schicht' aus Deckpigmenten gegeben: in dem Falle also lieber keinen Foundation-Pinsel benutzen und Teintgrundierung stattdessen vorsichtig tupfend auf das Gesicht auftragen).

2. MILDE REINIGUNG⁶

• denn die meisten Sonnencremes sind wasserfest, die kannst du also abends nicht einfach nur mit ein bisschen Wasser wieder runterwaschen. Da wasserfester Sonnenschutz aber definitiv entfernt werden muss, um nicht irgendwie doch noch langfristig möglicherweise zu Pickeln zu führen oder die Haut zu reizen⁷, ist es wichtig, sich jeden Abend das Zeug wieder vom Gesicht runterzuholen. Dafür macht sich am besten einen Reinigungsöl, weil das alles abkriegt oder aber auch ein Mizellen-Wasser⁸ oder aber Tensid-Reinigung (die dann aber möglichst wenig harsche Tenside⁹ enthalten sollte). 

3. FEUCHTIGKEITSPFLEGE

• irgendeiner Art: weil der ganze andere fancy stuff wie Retinol, chemische Peelings usw. nämlich zuerst einmal eine verlässliche Routine, was den Sonnencreme-Auftrag betrifft, benötigen. Erst wenn du dir ganz sicher bist, jeden Tag von früh bis spät ganz brav Sonnencreme zu tragen, darfst du dich auch mal an Retinol und chemische Peelings wagen¹º, die dann tatsächlich eine deutlich sichtbare (mitunter sofortige) Veränderung deines Hautbilds bewirken; bis dahin aber ist auch schon sehr viel getan, wenn du einfach nur eine stinknormale Feuchtigkeitspflege auf deine Haut gibst, die möglichst reizarm¹¹ formuliert sein sollte → abends nach der Reinigung und früh auch gerne vor der Sonnencreme, wenn du trockene Haut hast. Bei trockener Haut kannst du auch gut darunter noch ein einfaches Hyaluronsäure-Serum (z.B. von balea) auf die besonders pflegebedürftigen Stellen tupfen und obendrüber (nur abends), als letzten Schritt nach der Feuchtigkeitspflege, dann was ganz einfaches wie z.B. Augenvaseline (Apotheke), um die feuchte Schicht auch die ganze Nacht über gut einzuschließen¹². 

Minimal-Programm

Und das reicht! Es klingt erstmal viel, aber de facto sind das 3-4 Arbeitsschritte und Produkte und trotzdem ist damit schon 300% mehr getan, was dich in Richtung schöner Haut bringt: ab jetzt 😉

Und dann?

Und für die Fortgeschrittenen unter euch (= benutzt jeden Tag Sonnencreme und weiß, worauf er sich einläßt) habe ich noch eine kleine Zusammenstellung der Produkte, die bei mir tatsächlich sofort sichtbare Effekte bewirken: wenn eines dieser Mittelchen abends in meinem Hautpflegeprogramm dran ist, sieht meine Haut morgens tatsächlich besser aus, d.h. sie strahlt mich glatter im Sinne von ebenmäßiger und mit einem gleichmäßigeren Hautbild aus dem Spiegel an. 

• Retinol 0,1% (in meinem Fall: RESIST Retinol Skin-Smoothing Body Treatment von Paula's Choice)
• AHA 10% Mandelsäure (in meinem Fall: SEBO-ALMOND PEEL 10% exfoliating night cream von Pharmaceris)
• RADIANCE Renewal Mask von Paula's Choice

✽✽✽

Wir, d.h. der Mitarbeiter und ich, sind jetzt an dem Punkt angekommen, daß er nach Sonnencreme 'jeden Tag, den ganzen Tag' ins zweite Stadium übergehen soll: ich möchte ihn an regelmäßiges Gesichtsreinigen gewöhnen. Ich weiß noch nicht, womit er sich langfristig mehr anfreunden kann, ob nun Reinigungs-Öl oder Mizellenwasser, er war aber zumindest jedesmal vollkommen geschockt, wie GRAU das Wattepad doch aussah, wenn er sich damit abends über das Gesicht gegangen ist.. vielleicht motiviert dieser optische Beweis ja?? #spieltrieb 

Außerdem habe ich gerade erst sein erstes Gesichtswasser (statt Serum) und Nachtcreme für ihn gekauft; vielleicht erwacht ihn ihm ja auch der #Entdeckergeist wie bei mir damals angesichts der mannigfaltigen Auswahl an Gesichtspflegeprodukten und hilft ihm so, dabei zu bleiben... für schöne Haut, jetzt und für immer =)

Weiterlesen: 

1. Photoaging & extrinsische Hautalterung // siehe auch: Sonnenschutz: Beste Anti Aging Creme
2. "Here Comes the Sun“: UV-A Strahlen Know-How
3. Die Menge macht's: 11 Zonen x 2-Finger-Regel via Adelsblass und Kunterbunt über SONNENSCHUTZ: BASISWISSEN
4. Sonnenschutz für die Haut: chemische vs. mineralische Filter
5. Sonnenschutz – physikalische, chemische und kombinierte Sonnenschutzfilter im Einsatz // ebenso: Mineralische und chemische UV-Filter 
6. milde Reinigung
7. Waterproof Blues: "Ich vertrage keinen Sonnenschutz"
8. Mizellenwasser
9. Auswahl von Tensiden mit Irritationspotential
10. Photosensitive bzw. photosensibilisierende Produkte und Inhaltsstoffe
11. Reizarme Pflege // siehe auch: Was ist Irritation und was irritiert die Haut?
12. Mineralöl und Silikone in der Feuchtigkeitspflege: Okklusion 

6 comments empfindliche Haut, Hautpflege