Zeit zum Verwandeln! | change

Dienstag, 13. September 2022




Seit fast 10 Jahren blogge ich nun, brause durch die Bloggosphäre und hocke vor kleinen Bildschirmen mit blauem Licht.. und während ich das denke, tippe ich frenetisch auf die Tastatur ein, um schnell meine Gedanken festzuhalten, um schnell fertigzuwerden, alles immer schneller, immer mehr, immer länger.. was mich selbst am meisten aufregt. Dieses sich-keine Zeit nehmen, dieses 'ARGH, warum habe ich mich wieder vertippt? - warum bin ich so fahrig - warum bin ich am Ende des Tages so unzufrieden, fertig, ausgelaugt'.. 

Ich habe an mir recht schnell die Nachteile des Medienkonsums digitaler Natur festgestellt, ich dachte aber immer: das mein Ausdruck verarmt, ich weniger eloquent im Alltag reagiere und mich allgemein einfach dümmer fühle als zu Schulzeiten, läge schlicht und ergreifend am recht flachen Thema meiner Online-Tätigkeiten, denn: Beautyblogs sind keine Weltliteratur und der benötigte Wortschatz ist eher begrenzt. Mit den Jahren aber kamen Zweifel an dieser Theorie in mir auf.. und ich bemerkte: es liegt nicht nur daran, nein: ich nerve mich auch selbst mit meinem (neu erlernten?) Verhalten! Keine SMS kann ich mehr tippen, ohne 'schnell-schnell' und - somit automatisch - Fehler zu machen. Kein Notiz-oder Einkaufszettel wird mehr von mir beschrieben, ohne mich anschließend über meine liederliche Handschrift aufzuregen.. und nichts kommt mehr dem ruhigen Gefühl eines Arbeits-FLOWS gleich, den ich von früher kenne, wo selbst das Brüten über Abi-Büchern meditativer war als jede selbst gewählte Lektüre heute.

Und in mir keimt der Gedanke auf, daß all das an genau dem liegt, was ich selbst in Diskussionen immer predige: der Überdigitalisierung meines Alltags. Der Machtübernahme unser (aller?) Leben durch das Internet, den Multiplikator von Dummheit (einfach gesagt: das Internet ist der Ort, wo jeder Hinz- und Kunz seinen Schei* hochladen darf!). Und dem Fehlen analoger Angebote. Und ich mache mir aktiv bewußt: früher war dein Schriftbild ansehnlicher, weil ich mir Zeit für das Anfertigen selbst unwichtigster Notizen genommen habe. Früher habe ich SMS mit Anrede und Verabschiedung und korrekter Rechtschreibung getippt, weil ich mir Zeit dafür genommen habe, als wäre es eine digitale Postkarte. Und ich habe keine Ruhe mehr beim Lesen, weil ich mir selbst keine Zeit mehr dafür nehme. Und weil in mir auch kein ruhiges Gefühl aufkommt beim Starren auf einen leicht flackernden Bildschirm. Google News werden mich immer aufreiben, wo mich eine Zeitungs- oder Buchseite beruhigen. 



Werden wir immer dümmer? | ARTE


DAS SOLLTE ALSO ANDERS WERDEN... nur wann, war mal wieder die Frage? Spätestens DANN, als ich dieses Video sah!! Denn all meine Befürchtungen wurden wahr: wir werden tatsächlich dümmer! AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!! 


Die Kernaussagen des Berichts erschrecken mich: 

  • den Höhepunkt der IQ-Steigerung haben wir Menschen Mitter der 90er erreicht, seitdem sinken die Werte wieder
  • die Aufnahmefähigkeit unseres Gehirns ist begrenzt: der Input durch die modernen Medien übersteigt aber dessen Kapazität bei weitem, deswegen fängt es an, zu selektieren.. und entscheidet sich für das Bunte, Leuchtende, was zumeist im Internet angeboten wird, schön zusammengefasst vom Psychologen unter 'exponentieller Anstieg von Bullshit'
➥ wir werden somit zu 'Sklaven der Reize'

(...) in der Neurowissenschaft gibt es eine gängige These für die sinkenden IQ-Werte: "Wir wissen anhand von psychologischen Experimenten, dass der Mensch ca 11 bis 60 Bit pro Sekunde verarbeiten kann." Tatsächlich aber strömen elf Millionen Bit pro Sekunde auf unser Hirn ein. "Und jetzt kommt die One million dollar question: wenn wir so wenig bewusst pro Sekunde verarbeiten können, was nimmt unser Gehirn bewusst auf? Wenn ihr Gehirn bombardiert wird mit vielen herausragend interessanten, attrahierenden Informationen und sie nicht über die Fähigkeit verfügen, den irrelevanten Distraktoren etwas entgegen zu setzen, dann wird ihr Gehirn sich in sein Schicksal ergeben und wird dann die vielen Informationen einfach nutzen, um sich dem hinzugeben. 'interessant - super - klasse - fantastisch'.. und was danach passiert ist etwas ganz Interessantes: wir werden dann zu den Sklaven der Reize." Aber wieso werden wir erst jetzt dümmer? "Das ist ein Problem der heutigen Zeit: wir haben einen sicherlich linearen Zuwachs von interessanten Informationen die sich ausbreiten in dieser Internetwelt, aber wir haben einen exponentiellen Anstieg von Bullshit. Und der Bullshit ist eigentlich das Problem. Wenn sie nicht mehr in der Lage sind, sich auf bestimmte Reize zu konzentrieren, weil sie die Fähigkeit sich abtrainiert haben, dann werden sie auch nicht mehr in der Lage sein, solche Aufgaben wie Intelligenztestaufgaben effizient zu bearbeiten."

  • die geringere Konzentrationsfähigkeit → geringere Rechenleistung des Gehirns → geringere Problemlösefähigkeit (Definition von Intelligenz)
  • außerdem verlernen wir Dinge wieder, weil wir sie mittlerweile weniger aktiv anwenden, da wir sie ausgelagert haben (Stichwort: google maps statt Kartenlesen); wir müssen weniger WISSEN, weil uns mehr abgenommen wird (was ich nicht im Kopf habe, habe ich im Handy/bei google/wikipedia)
  • die Tiefe des Wissens ist wichtiger, als in die Breite zu lernen: bei uns aber geht mittlerweile alles zu schnell und es ist alles zu oberflächlich

LÖSUNG: unsere Selbstdisziplin verbessern - im Grunde genommen müssen wir den Frontalkortex, der für all diese Fähigkeiten verantwortlich ist, mehr arbeiten lassen; häufiger, als wir es derzeit tun. Ich habe mal die einfache Formel gelesen: alles, was 'wehtut' und unser Oberstübchen angestrengt, tut ihm gut! Es gibt Übungen dafür und die sind gar nicht so schwierig - Selbstdisziplin zu trainieren, zu meditieren, sich nicht so oft ablenken zu lassen oder auch mehr zu lesen: all das sind Dinge, die sich positiv auf unsere Intelligenz auswirken

und dann ist es

Zeit zum Verwandeln!


train your mind as hard as your body




FRONTALCORTEX Übungen

Meditation: erst 5 min alles ausblenden von außen (Bodyscan), dann 5 min alles beobachen, was ich von außen spüre, ohne innere Ablenkung (durch Gedanken)

Wecker auf fünf Minuten stellen und versuchen, alles an der Außenwelt auszuklammern: die Augen zu schließen und nur zu schauen, was geht in meinem Körper vor sich. Kann ich meinen Herzschlag spüren, meine Atmung, wie ist es mit meiner Muskulatur, kann ich bis in meine Beine hinein spüren, ob die Waden verspannt sind oder nicht...  nach fünf Minuten klingelt der Wecker - einmal drauf drücken und die Augen öffnen und dann das Umgekehrte machen: ich beobachte nur, was um mich herum passiert, versuch aber alle ablenkenden Gedanken im Kopf quasi wegzudrängen. Das ist ein gutes Training, was sich als konzentrationsförderlich erwiesen hat.

Tätigkeiten: langsamer, nacheinander, analog, korrekt ausführen (analoge Fertigkeiten ausbauen)
➕ Investition der Intelligenz in Wissen (tiefgründiger lernen): MINT-Fächer, Sport, Musik, Literatur

weniger Hilfsmittel verwenden, digitale Lösungen meiden

Wo wir noch viel holen können und noch längst nicht alles ausgebeutet haben, ist die Investition der Intelligenz in Wissen: man muss unterscheiden zwischen Intelligenz - das ist der Rohstoff  - und dann investieren wir den in Wissen. Wir müssen Mathematik lernen, wir müssen abstrakte Konzepte in der Physik verstehen, wir müssen ungefähr eine Idee davon haben, wie der Strom in die Steckdose kommt - und dort gibt es noch unheimlich viel Potenzial, wie wir das verbessern können. 



Tugend der Mäßigung 


Ich habe mich für das entschieden, was mir 'wehtut', rein intellektuell.. allein schon beim Gedanken daran. Aber ja, worin war ich nie die große Leuchte (Physikanspielung #FTW), obwohl ich immer gute Note geschrieben habe.. einfach, weil ich so ganz persönlich nicht durchgestiegen bin? DIE MINT-Fächer! Aber amazon sei Dank (Internet-Business #WTF?) kann da Abhilfe geschaffen werden: ich arbeite mich also erstmal durch was für Grundschüler, Spiel, Spaß und Spannung und so. Und dann sehen wir weiter!! 





2 Kommentare:

  1. Toller und interessanter Beitrag! Du musst dir aber keine Sorgen machen. Wieviel jeder z. B. am Handy ist, oder wieviele digitale Lösungen er verwendet, kann ja jeder zum Glück selbst entscheiden. Wir haben also einen Einfluss darauf, wie sehr man "verdummt". Und ein MINT Buch ist ein guter Anfang!

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