Ausmisten muss einem wirklich keine Angst einjagen: was die meisten, die das Thema immer umgehen, nämlich nicht wissen, ist, daß diese Tätigkeit viel weniger 'aussortieren' als viel mehr 'umsortieren' bedeutet. Es heißt nicht, sich sofort gegen alles, was man besitzt, zu entscheiden, sondern viel mehr, sich einfach nur mal DAMIT zu beschäftigen.
Der Mitarbeiter und ich sind nun seit rund einem Jahr dabei und können vermelden: es sind immer noch keine krassen Minimalisten aus uns geworden (wir identifizieren uns eher mit solchen Aussagen wie denen aus dem Video
"7 HUGE Decluttering Lies Keeping You STUCK!" und halten uns an lebenspraktische Vorschläge wie die von
Abundantly Minimal als an die knallharter Minimalismus-Anhänger), denn die wollen wir in diesem Leben auch definitiv nicht mehr werden, sondern einfach nur unsere bestehenden Berge an Überflüssigem abarbeiten, um damit Platz für all das zu machen, was definitiv bleiben und dann SCHÖN UND ORDENTLICH weggeräumt werden kann. Und damit hat diese VERÄNDERUNG für uns definitiv eine große CHANCE dargestellt.
Und das ist auch der einzige Grund, warum ich es immer wieder und wieder wiederhole: wenn ich es geschafft habe, des Krams Herr zu werden, dann kannst DU das auch! Und wie das geht? Nicht, indem Du nur weiter darüber nachdenkst, sondern indem Du ihm einfach mal den Kampf ansagst, dem ganzen Chaos: am besten noch heute ↓
AUSMISTEN LEICHT GEMACHT
I can DO this in SOME WAY, even when I don't feel like it. This takes the focus off being perfect and puts it on making progress.
Um diesen Fallstrick zu umgehen ist es nötig, sich nicht auf Perfektion zu konzentrieren, sondern kleine Fortschritte und das Handeln an sich zu priorisieren:
Just show up! It is not about being perfect, it is about prioritizing progress and prioritizing doing SOMETHING
Das ist auch der Grundgedanke hinter solchen Konzepten wie "jeden Tag 5min ausmisten" oder "immer nur eine Schublade auf einmal angehen" u.ä. Mir hat das schlichte Ausprobieren dieser Vorschläge geholfen, meine eigenen Fähigkeiten in dem Bereich zu erkennen: NACHMACHEN und ERLEBEN, quasi, sind die Schlagworte, mit denen ich meinen Erfolg und Entwicklungsschub in Richtung #ordentlich beschreiben würde.
Dem Ausmisten der ersten Schublade folgte dann eine ganze Kaskade weiterer Aussortieraktionen, so wie als wäre ein Damm gebrochen, der schon lange abgerissen werden wollte. Denn kaum war der Prozess einmal in Gang, war er nicht mehr aufzuhalten; es geht nun wie von selbst und wir werden immer ordentlicher - manchmal jagt uns das selbst Angst ein :-) Um das zu belegen, schauen wir uns mal an, wie verkramt wir heute im Gegensatz zu noch vor ein paar Monaten sind:
damals hatte ich mich nämlich den Fragen aus Gabe Bults Video "15 Signs You Own Too Much Stuff.." gestellt. Was würde ich heute davon noch mit ✅
JA, stimmt? beantworten müßen?
SIGNS YOU HAVE TOO MUCH STUFF
✅ Deine Sachen/dein Wohnumfeld stresst dich
❌ Du magst keinen (unangekündigten) Besuch, weil Du vorher lange aufräumen müßtest
❌ Dinge gehen permanent im Chaos verloren/Du musst ewig nach allem suchen
❌ es gibt kein Fitzelchen freie Oberfläche/alles wird als Ablageort mißbraucht
✅ Du reservierst immer einen ganzen Tag (z.B. am Wochenende), um komplett klar Schiff zu machen
❌analog zu: die 17min-Regel - Du könntest nicht in einer festgelegten, sehr knapp bemessenen Zeitspanne komplett Ordnung schaffen (z.B. in 15min vorm Schlafengehen)
❌Du gehörst zu den Menschen, die ihre Garage nicht für ihr Auto nutzen können, weil es nicht mehr reinpassen würde
❌Du weißt nicht, was sich unterm Deinem Bett befindet (=wilder Ablageort für allen möglichen Kram)
✅ Dein Kleiderschrank quillt über, es gibt keinen Platz für neue Sachen
❌ Du hast eine Kreditkarte, weil Du nicht aufhören kannst, immer mehr anzuschaffen, obwohl Dein Budget längst erschöpft ist
✅ Du hast eine Riesen-Auswahl an allem und für jede Gelegenheit (1001 Optionen)
✅ Du hast kein Ordnungssystem (wie z.B. ein Teil neu, dafür kommt 1 Teil weg, etc.)
⇩
Halten wir fest: bei 5 seiner Punkte antworte ich weiterhin mit JA ✓, d.h. wir haben uns im Vergleich zum Februar um 3 Punkte verbessert. YEAH!
➚ Verbessert hat sich, daß- (unangekündigter) Besuch vorbeikommen kann, weil wir vorher nicht mehr lange aufräumen müßten
- da wir es mittlerweile schaffen, in einer festgelegten, sehr knapp bemessenen Zeitspanne komplett Ordnung zu schaffen: wir machen das jetzt jeden Abend 15min lang direkt vorm Schlafengehen
- und wir haben die Kreditkarte abgeschafft
➙ Neutral bewerte ich unser Taktik- zusätzlich einen anderen Tag (z.B. am Wochenende) zu reservieren, wenn wir mal komplett klar Schiff machen wollen. Das ist einfach nötig, um auch Aufgaben zu erledigen, die im Alltag hinten runter fallen
➘ Verbesserungswürdig sind folgende Punkte:
- Deine Sachen/dein Wohnumfeld stresst dich: das liegt zum Teil an mir (siehe ↓), zum Teil aber auch an anderen Familienmitgliedern, deren Altlasten wir nach wie vor Stück für Stück abarbeiten - das Abenteuer 'entrümpeln' geht weiter!
- Dein Kleiderschrank quillt über, es gibt keinen Platz für neue Sachen: ich muss besser darin werden, mich nur noch für schmeichelhafte und damit auch mal gegen altbekannte Kleidung zu entscheiden. 3 Sachen sind im Mai z.B. schon über den Kleidungs-Jordan gegangen, die ich seit Jahren im Schrank und regelmäßig getragen habe - aber die mir nicht wirklich gut standen.
- Du hast eine Riesen-Auswahl an allem und für jede Gelegenheit (1001 Optionen): siehe Makeup aufgeteilt in 'aktive Sammlung - Ruhekiste - Dachboden'.. da kommt das ererbte Sicherheitsbedürfnis in mir durch, auf jede Situation vorbereitet sein zu wollen. Wenn einem alles an seinem, einen Spleen (sage ich mal) bzw dem Hobby Freude macht und man es irgendwie gut organisiert bekommt, plädiere ich immer für: behalte es und erfreue dich dran, so oft es geht. Wenn es aber nur "a bunch of useful things that are of no use" (ein Haufen - theoretisch - nützlicher Dinge, die aber praktisch nie benutzt werden), ist, sollte ich umdenken. Wenn aus mir nicht mehr der dörfliche Makeup-Artist wird, kann auch mehr von meinem Makeup einfach weg.
- Du hast kein Ordnungssystem (wie z.B. ein Teil neu, dafür kommt 1 Teil weg, etc.): solche Strategien mit festen Regeln haben wir nach wie vor nicht eingeführt. Das ist aber das angestrebte Ziel, weil solche Systeme, die einem dann wie von selbst von der Hand gehen, die Ordnung erhalten, ohne daß ich noch viel drüber nachdenken müßte.
➥ Aktuell praktizieren wir weiterhin
- nicht noch mehr anzuschaffen
- das, was wir haben, besser zu organisieren
- und tatsächlich weiterhin Überflüssiges und Müll auszusortieren, um anderes an dessen Stelle lagern zu können
(...) das war für uns DIE bahnbrechende "Erfindung", das Konzept des Ausmistens nicht nur anfallartig und dann aber in großem Stil, sondern routinemäßig und wirklich stets und ständig durchzuführen (...)
wurde ein komplett verändertes Verhalten, einfach nur, weil ich mir selbst beim Machen bewies, das ich das KANN!
Wenn also mal wieder ein Aufräum-Guru euch mit der Aussage kommt, "das Ganze sei ein Prozess", dann ist damit zweierlei gemeint: einmal dauert solch ein Projekt und so eine Verhaltensänderung einfach seine Zeit. Aber - ich genieße jede Minute davon. Denn, und das ist der andere Teil hinter dieser Aussage: wenn ihr einmal dabei seid, gibt es kein Zurück mehr. Es läuft nämlich plötzlich wie von selbst. Und das liegt daran, daß ihr mit dem MACHEN automatisch auf der anderen Seite angekommen und somit anders SEID. Auch wenn das euch (und vielleicht eurem Umfeld) noch schwer fallen mag, zu sehen: ich illustriere das mal an meinem Beispiel.
Früher habe ich meine Sozialisierung im Bereich #ORDNUNG immer so beschrieben:
Ich komme aus dem organisierten Chaos und habe mich auch damit abgefunden, dass es immer so bleiben wird (...) Denn bei uns liegt der Hang zur systemischen Unordnung einfach in der Familie.. es ist genetisch!
was nichts anders als Schönfärberei dessen war, daß ich kein richtiges System zum Ordnung-schaffen und Ordnung-halten erlernt oder mitgegeben bekommen habe. Als ich klein war, gab es keine festen Tage für diese oder jene Putzaktion, die Erwachsenen hielten es mit dem Aufräumen immer eher spontan und locker, was einerseits natürlich eine sehr entspannte Lebensart darstellt, mich hinten raus aber nicht darauf vorbereitet hat, mal in irgendeiner Weise koordiniert und mit einem Gefühl der Kompetenz an das Thema herangehen zu lassen. Den wenn es kein System außer LAISSEZ-FAIRE abzuschauen gab, gab es auch nichts zu lernen, was über #organisiertesChaos hinausging. Und irgendwann wollte ich diesen Fakt nicht mehr weglächeln mit einem "Ihh, wer seine Grünpflanzen abstaubt, ist uncool und hat zuviel Freizeit", sondern ich dachte:
Ich will das nicht mehr. Ich will nicht mehr etwas sein müßen, nur weil ich so aufgewachsen bin oder weil mein ganzes Umfeld eben so ist. Und ich will dann lieber die - in meiner Vorstellung immer mega-gruselige - nach Meister Proper duftende Putzfee sein, welche die dicken Blätter ihrer immergrünen Grünpflanzen mit Politur wienert, wenn ich mich damit zumindest etwas wohler fühle als im anderen Extrem.
Denn ich kann nun sagen: ich habe jetzt erlebt, wie schön und wohnlich und gar nicht arg-schaurig es auf der anderen, der ordentlichen Seite ist. Ich weiß jetzt, daß die Ordnung was für MICH tut, wenn ich es andersherum auch tue. Und wie gut es sich so lebt, im ganz praktischen Sinne! Und dafür ertrüge ich auch gern, mit Worten wie #verkrampft #unentspannt und #putzdrachen belegt zu werden, denn das ist es mir wert!
Bald darauf habe ich mich mit meiner Schwester über einen Artikel ausgetauscht, der in unserem Käseblatt unserer regionalen Tageszeitung unter der Kategorie AUF DER COUCH, also im Ratgeberteil, den ich immer aufmerksam lese, veröffentlicht wurde:
Besonders beeindruckte mich die Einfachheit der Argumentation: "mutig ist der, der mutig handelt."
„Wenn du dir eine positive Eigenschaft wünschst, dann tu so, als hättest du sie bereits." Doch manche Menschen verstehen diesen Ratschlag falsch. Sie denken, sie sollten sich verstellen. Wer zum Beispiel innerlich zittert, wenn er (...) einen Kollegen vor anderen (...) verteidigt, fühlt sich in dieser Situation selbst eher ängstlich als mutig. Das ist (...) falsch: In dem Augenblick, in dem Sie sich mutig verhalten, tun Sie nicht nur mutig, sondern Sie sind es. (...)
Oder was würden Sie sagen, wenn jemand ins Wasser springt, sein Leben riskiert und einen Ertrinkenden rettet? Auch wenn der Retter anschließend behauptet, er sei eigentlich ein Feigling, gilt: Es zählt immer das, was wir tun. Wer mutig handelt, ist mutig.
Das öffnete mir die Augen für unsere aktuelle Situation, in welcher der Mitarbeiter und ich Kiste um Kiste aus dem Haus herausschaffen und seit mehr als einem Jahr immer weiter aufräumen, was ja irgendwie bedeutet - wer so viel Kram hat und nach so langer Zeit immer noch nicht fertig ist, MUSS unordentlich und unorganisiert sein. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall - der Mitarbeiter fasste das folgendermaßen zusammen:
Niemand, der Kram [von anderen] wegräumt, der organisiert und ausmistet, [was er nicht mal selbst angehäuft hat], ist ein unordentlicher oder chaotischer Mensch. Nicht jeder würde das tun; und wir sind ordentlicher, als wir denken.
Und obwohl ich selbst live dabei und seit mehr als einem Jahr an vorderster Front dieser Veränderung im Einsatz bin, fällt es mir nach wie vor schwer, das so zu sehen - und MICH so zu sehen. Und anderen geht das dann auch so!
Meine Schwester hat dabei nur wiederholt, was ich ihr über mich erzählt habe - und was ich mir auch immer selbst gesagt habe: daß ich die Unordnung in Person sei und absolut faul, was Ordnung machen angeht. Nicht bloß, daß mein Umfeld diese Aussagen dann einfach nur zurückgeworfen hat wie ein Spiegel, habe ich mir auch selbst immer wieder vorgehalten, wie ich angeblich sei, obwohl ich längst schon nicht mehr so war. Denn es geht nicht darum, was ich über mich denke, sondern darum, was ich tue - und nun faktisch ganz anders mache als früher. Mich mit dieser neuen Realität anzufreunden fällt mir jedoch nach wie vor schwerer, als mich mit der alten selbst zu geißeln. Dabei ist mein Alltag nun geprägt von den Verhaltensweisen gut organisierter Menschen, ich aber sehe mich selbst immer noch als schlampig an.
Ich könnte mir vorstellen, daß ein Teil des Nicht-Wahrhaben-Wollens darin begründet liegt, daß es so schnell ging, das die Veränderung so leicht war und ich gar nicht das Gefühl hatte, irgendeine große Umwälzung erfahren zu haben - ich habe mich einfach nur eines Tages dafür entschieden, eine neues Verhalten an den Tag zu legen und hatte, kaum daß ich dieses durchgezogen habe, eine neue Eigenschaft dazubekommen. So einfach war das - ich habe so getan, als ob:
Ganz egal, welche Eigenschaft Sie gerne hätten, entscheiden Sie sich für das entsprechende Verhalten. (...) wenn Sie gern besser organisiert wären, dann tun Sie so, als wäre dieses Ziel schon erreicht. Machen Sie sich jeden Morgen Notizen, was Sie bis zum Abend erreichen wollen. (...) Und sortieren Sie vor dem Feierabend Ihren Schreibtisch. Wenn Sie sich so verhalten, sind sie automatisch gut organisiert – und können darin täglich besser werden.
Bei mir hat es letzten Endes nur eine Aktion benötigt, um mich von einem unordentlichen bzw untätigen zu einem Ordnung-schaffenden und dann irgendwann auch ordentlichen Menschen zu machen! Es geht, wie so oft im Leben, wieder nur um: es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Ich zitiere dafür einen Freund, der mir mal sagte: "Gut haben wir das gemacht! Und warum haben wir das gut gemacht? Weil wir es einfach nur gemacht haben."
Deswegen möchte ich jedem von euch, der das hier liest, eines mitgeben: wenn es etwas gibt, von dem Du denkst, daß Du es nicht kannst, was Du immer umgehst, obwohl Du es Dir insgeheim wünschst - Du kannst es haben. Du kannst es SEIN! Es gibt keinen Grund, in einem Zustand festzuhängen, wenn Du Dir doch etwas anders für Dich ausmalst. Du mußt nicht so sein, wie Du jetzt bist; Du kannst auch anders sein, wenn Du das möchtest. Der Weg dahin ist viel kürzer, als Du vielleicht denkst.
Denn manchmal kann es nur Deine eigene Einstellung zu Dir selbst sein, die Dich in etwas festhält, was Du eigentlich gar nicht mehr magst: aber in dem Falle ist die Lösung nahe... über die eigenen Begrenzungen hinauszuwachsen ist viel einfacher, als Du glaubst:
Welche Eigenschaft hätten Sie gern? Entscheiden Sie sich für eine (...) Und fangen Sie so rasch wie möglich an, diese Eigenschaft mit Leben zu füllen. Denn wenn Sie so tun, als hätten Sie die Eigenschaft, dann haben Sie sie tatsächlich. Beobachten Sie, wie diese Übung Sie über Ihre alten Grenzen hinaus wachsen lässt.