Als Nachtrag zu meinem gestrigen Beitrag muss ich meine eigenen Gedankengänge in gewisser Weise widerlegen.. bzw, ihnen etwas Wichtiges hinzufügen.
Du bist nicht zu schluffig. Du bist zu unsicher.
Jeder, der schon mal versucht hat, seinen Po in irgendeiner Hinsicht hochzubekommen zu etwas, was einem schwer fällt (es sind immer solche Dinge, denn bei allem, was einem leichtfällt, hat man den Po ja längst von sich aus oben!), kennt das Gefühl, sich selbst einfach nicht ausreichend motivieren zu können. Sich einfach nicht überwinden zu können. Sich einfach nicht dazu durchringen zu können, anzufangen, obwohl es für einen selbst das Beste wäre.
Für dieses Phänomen ausgeprägter Aufschieberitis gibt es viele Gründe - aber einer davon war mir so noch nicht bewußt: es geht dabei nicht um mangelnde Willenskraft, nein. Es mangelt dir an Sicherheit.
Der Gedankengang hinter diesem twitter-thread sprang mich deswegen sofort an, da ich ihn an meinem eigenen Beispiel perfekt belegen konnte! Es ging konkret darum, wie das Stanford-Marshmallow-Experiment unsere Vorstellungen von Selbstbeherrschung lange Zeit in eine falsche Richtung lenkte. Denn es ist nicht die Willenskraft, die zählt. Sondern Vertrauen.
Es ist empfundene Sicherheit in unsere Umgebung - und uns in ihr - die uns erlaubt, Selbstdisziplin aufzubringen, nicht das bloße, kognitive Anpeitschen durch das Überzeugtsein von einer Sache. Gefühl schlägt Verstand.
What this really reveals about success: The most important factor isn't individual traits... it's environmental stability (...) who "succeeded" had predictable, trustworthy environments (...)
Wie ich darauf komme? Tja, ich musste sofort daran denken, wie ICH mich heute fühle, und was ich heute anders mache als früher.
Und, daran anschließend: was IST denn anders?
Ich habe schon öfter im Zusammenhang mit #gettingmysh*ttogether davon berichtet, daß ich heute
- viel ruhiger bin
- organisierter
- langsamer
weil ich erkannt habe, daß - solange mich keiner mit einer Knarre bedroht - niemand dazu zwingen kann, mich zu hetzen.
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Danke, dass ich mich für Dich nie hetzen muss; dass ich mir immer Zeit lassen kann und sein, wie ICH bin. 😚 |
Was aber dafür unerlässlich ist, ist, daß die eigene Umgebung das auch widerspiegelt. Auf gut deutsch: es braucht jemanden, der dabei mitmacht bzw einen dabei unterstützt und die eigenen Handlungsweisen nicht untergräbt oder hintertreibt. In meinem Fall hat das bedeutet: ich brauchte den Mitarbeiter, der mir ermöglicht hat, Dinge (auf eine Weise) zu tun, die mir bisher immer unmöglich waren.
Mut ist der Zauber, der aus Träumen Wirklichkeit werden läßt.
Er ist meine Trumpfkarte, die ins Spiel kam und welche ich glücklicherweise immer ziehen konnte, wenn es darum ging, etwas zu machen, was ich vorher noch nie gemacht hatte (innere Hemmnisse) oder die ich allein nie machen konnte (äußere Hemmnisse wie mangelnde Körperkraft).
Er war mein Aufräum-Buddy, also jemand, mit dem ich mich in Zeiten der Umwälzung verbünden konnte. Mit ihm konnte ich anfangen, weil er einfach schon mal ohne mich angefangen hat, ohne um Erlaubnis zu fragen, "frisch, fromm, fröhlich, frei". Er hatte keine Bedenken, wo ich Angst hatte. Mit ihm habe ich den Begriff des 'fröhlichen Dilettantismus' geprägt und des 'einfach mal machen' und des 'es ist nicht gut so, aber besser!'. Ich hätte all das niemals, ich betone, NIE-MALS, ohne des Mitarbeiters Hilfe geschafft. Und zwar genau deswegen, weil er all das nicht war, was erst zu den früheren Zuständen geführt hatte.
Ohne ihn bekomme ich in dem Bereich gar nichts zuwege; er ist der Mutmacher, der Ermöglicher von Dingen, die ich mir niemals zugetraut hätte. Er ist der Zauberer.
Die Lektion lautet also nicht: „Baue Willenskraft auf“, sondern es geht darum, „Vertrauen aufzubauen“ in die eigene Umgebung, in selbsterstellte Systeme und das eigene Ich. Wie kannst du deine Umgebung so verändern, daß sie dir zuverlässig Sicherheit vermittelt und dich unterstützt?
Warum sonst gibt es sowas wie ein Aufräum-Coach-Business? Warum buchen sich Menschen andere wildfremde Menschen, die sie zu sich nach Hause einladen, um in ihren intimsten Intimitäten herumzuwühlen, wenn nicht, weil es anders nicht geht?
Wie fühlt sich deine Umgebung für dich an?
Was für ein Gefühl hast Du anhand der Menschen, die sich mit Dir darin aufhalten?
Fühlst Du Dich sicher? Gelassen, weil du ge-lassen wirst, so zu sein, wie du bist?
Oder gehetzt, aufgeruschelt, beschämt - und wenn es nicht durch die Menschen selbst ist, so vielleicht einfach durch die Verantwortlichkeiten, die du denkst, ihnen gegenüber erfüllen zu müßen und durch die Performance, die du denkst, für sie hinlegen zu müßen?
Das ist das Gegenteil einer sicheren Umgebung, in der du dich schambefreit komplett frei bewegen kannst. In der du frei wärst, zu tun, was (und WIE) AUCH IMMER du denkst. Aber erst das führt zu Beweglichkeit statt zu Erstarrung. Erst das
ermöglicht echten Wandel
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