Etwas gründlich zu durchdenken und etwas zu tun sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge: oft reden wir uns ein, "ach, das habe ich schon durchdacht, das muss ich nicht (mehr) ausprobieren" - aber es dann konkret zu machen führt einen meist auf komplett andere Pfade als die, die man sich ausgemalt hatte. Theorie&Praxis gehen also immer Hand in Hand, sie brauchen einander wie zwei Geschwister: jeder kann für sich sein, aber am besten sind sie ZUSAMMEN.
Erst das Umsetzen der zuvor im Geist geschmiedeten Pläne führt einen nämlich tatsächlich auf die Reise des Wandels im Inneren wie im Äußeren, welche die sprichwörtliche Berg-und-Tal-Fahrt sein kann. Mit dem Nachdenken malen wir zunächst die Landkarte von unseren inneren Landen, danach aber muss man irgendwann anfangen, sie in der Realität zu begehen. Gemäß dem Motto: Versuch macht klug :)
Es ist ein bißchen so, wie ich den Erkenntnisprozess aus einer Therapie und dessen konkreten Nutzen definiere: sie sagt dir nicht vor, wer du bist oder wohin du musst. Sie hilft dir nur, dich selbst kennenzulernen, in dem Du mit Unterstützung eine Landkarte malst, danach aber beginnt schon deine selbständige Arbeit. Wenn es gut läuft, setzt Dich der Therapeut noch ins Boot und händigt dir die gemeinsam erschaffene Karte aus, so daß du weißt, wohin du die Segel setzen musst, und eventuell noch einen Kompass, um die Richtung zu halten. Aber Therapie navigiert nicht für Dich durch all deine Schwierigkeiten, sie gibt Dir nur das Rüstzeug, um selbst zu segeln.
Denn wer den Impuls zum Wandel vernommen hat, der will auch irgendwann loslegen und es einfach mal ausprobieren: wie schaffe ich es am besten, meine persönlichen Untiefen klug zu umsegeln, um nicht an meinen eigenen Klippen zu zerschellen? Damit beschäftigen sich die folgenden Vorschläge: dem Umrunden der Hürden, die uns im Weg stehen, ohne dabei ihre Abgründe und Beschaffenheit genau ausloten zu wollen. Es reicht, erfolgreich drumherumzukommen, ohne dabei Schiffbruch zu erleiden ⛵
Outside-In-Taktik
Sie müssen verstehen, warum herkömmliche Ratschläge zur Lebensveränderung bei Ihnen nicht funktioniert haben: diese versuchen, von innen nach außen zu arbeiten, anstatt von außen nach innen. Sie arbeiten hart gegen Ihr Gehirn an, aber Ihre Gefühle, die sie über sich selbst haben, sind jedes Mal dieselben, wenn Sie versuchen, Anlauf zu nehmen, um Ihre Ziele zu erreichen und endlich das Leben zu leben, das Sie wirklich wollen. Sie stehen immer wieder vor denselben, mentalen Blockaden. Die gute Nachricht ist, dass es eine Lösung gibt, und sie ist überraschend einfach. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das Verändern Ihres Kleidungsstils Ihre Gedanken und Ihr Verhalten direkt beeinflusst. Forscher nennen diese Idee „Enclothed Cognition“. Es ist ein wirkungsvoller Outside-In-Ansatz.
Aber auch hier hilft - im Vorfeld der bisher ungewohnten und als unbequem erlebten Großtat 💪 - etwas kuschelige Akzeptanz: denn es gibt in solchen Momenten immer Stimmen im Kopf, die sagen:
Das klappt nie.Das ist nichts für mich.
So, wie ihr euch morgens vielleicht beim Blick in den Spiegel sagt: ich kenn dich nicht, aber ich wasch dich trotzdem, könnte man hier sagen: ich mag dich nicht, aber ich putz dich/erledige dich/mach dich trotzdem.
Hinterfrage die Warner in Deinem Kopf. Wollen sie Dich wirklich vor etwas Bedrohlichem schützen - oder geht es mehr um einen Moment des Unbehagens, den es zu überwinden gilt, der Dir aber im Anschluss guttut und Dich besser leben lassen könnte? Dann gib Deinen Gedanken nicht die Macht, Dir auszureden, was Dich Dein Leben mehr genießen lassen könnte.
Es benötigt zur Umsetzung nur etwas Überwindung für den ersten Schritt, indem Du Deine innere Abwehr überwindest bzw zuerst austrickst:
- Abwehr-Grad 1: Bestechungsmaßnahmen einleiten wie z.B. das Lieblingsgetränk dabei trinken, eine Serie dabei schauen, sich was Süßes gönnen, sich nebenbei den Rücken massieren lassen oder aber eine Belohnung auf direkt danach legen (der Art: ich arbeite bis kurz vor Beginn des Films und dann machen wir es uns gemütlich)
- Abwehr-Grad 2: die 2min-Regel, die besagt, eine Tätigkeit nur 2min lang auszuführen und dann wieder beiseite zu legen. Oft ist der Anfang das Schwerste, die Aussicht, es dann nur 2min lang durchhalten zu müßen, kann darüber hinweghelfen.
- Abwehr-Grad 3: wer sich sogar mit Bestechung nicht bei der Stange halten oder mit der Aussicht auf 'nur 2min!' nicht überreden kann, dem kann ich nur raten: halt mal die Luft an! Und zwar ganz wortwörtlich! Um das Konglomerat aus abwehrenden Gedanken und damit verknüpften Körperempfindungen temporär zu überlisten, müßen wir etwas Unruhe ins System bringen bzw. Sand ins Getriebe streuen. Wer schon mal den Anti-Schluckauf-Trick, die Luft anzuhalten, um das NS in die Bredouille zu bringen, probiert hat, weiß nun, was ich meine. Wenn durch Luftnot plötzlich Überlebensstrategien angetriggert werden, seht ihr darunter alles plötzlich ganz anders - bzw euer Körper tut das. Hier funktioniert der Kniff also über die Körper-, nicht über die Geist-Ebene.
3.1. Luftanhalten als Gedankenstopp:
3.2. Luftanhalten als abgekürzte 2min-Regel:
für die ganz harten Fälle würde ich sagen, folge nicht dem Motto "Augen zu und durch!" sondern "Luft anhalten und durch!" und zwar genau so lange, wie du es aushälst, ohne wieder einatmen zu müßen. Nach der Erfahrung mit der Kopfleere aus der Meditationstechnik haben wir gesehen, das plötzlich Platz im Oberstübchen frei geworden ist bzw. dank der Luftnot, kein Platz für andere, überflüssige und ins Kraut schießende Gedanken mehr übrig ist - das macht den Weg frei für ca. 30-120sekündige Arbeitseinheiten, je nachdem, ob ihr zur Kategorie Schnappatmung oder zur Kategorie Perlentaucher gehört :-)
Merke: deine Abwehr ist NICHT deine Persönlichkeit und NICHT ein Teil davon und NICHT immer hilfreich. Du darfst Deinen eigenen Gedanken deswegen nicht blind alles glauben. Denn wenn es am Ende doch geklappt hat, Du etwas gebacken bekommen hast UND noch am Leben bist, meist mit der Erkenntnis "war ja gar nicht so schlimm" - wer hatte dann Recht gehabt, DEINE GEDANKEN oder DAS PROJEKT?
Der wichtige Punkt an dieser Umgehungs- bzw Übergehungsmethode ist auch nicht das, was Du in den vielleicht 120sek-Luftanhalten an praktischer Arbeit geschafft hast, sondern, was sich dadurch in Dir verändert hat:
es ist so, wie das erste Mal vom 3-Meter-Brett zu springen, obwohl dafür innerlich keine Überzeugung in Dir zu finden ist, Du Deine schlotternden Knie aber einfach überhörst und doch springst.
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Das Wasser wird nicht wärmer, wenn man später springt |
Schon beim Auftauchen aus dem Wasser wird sich wohlige Erleichterung in Dir breit machen und Du denken: okay, das geht nochmal! Und schon beim zweiten Mal zittern die Knie viel weniger und auch die inneren Vorbehalte gegen den Sprung nehmen ab, die abwehrenden Gedanken sind viel kleiner geworden. Das ist menschgewordenes "Verhalten verändert die Gedanken" und Inbegriff des Outside-In-Ansatzes, auf gut denglish: learning through doing [= Erfahrungsbasiertes Lernen: Prozess des Lernens durch Handeln]
Denn in dem Augenblick, in dem Du Dich mutig verhieltest, hast Du nicht nur so getan, sondern Du warst es. (...) Es zählt immer das, was wir tun. Wer mutig handelt, ist mutig. Schlicht und einfach, weil Du mit dem MACHEN automatisch auf der anderen Seite angekommen und somit anders BIST. Kaum hast Du Dich eines Tages dafür entschieden, eine neues Verhalten an den Tag zu legen und durchzuziehen, hast Du eine neue Eigenschaft dazubekommen. So einfach ist das - ich tue es, also bin ich!
Ins selbe Horn stößt, wie es weitergeht: wenn ihr das ein paar Mal gemacht habt, wird es immer leichter werden und sich eure Fähigkeiten von ganz alleine ausweiten. Dann kommt nämlich das Erfolgserlebnis des Geschafften als Anschubmotivation hinzu!
Wer jedoch zur Gruppe 'meine Intelligenz stellt mir gern ein Bein, indem sie mich alles zerdenken läßt' gehört, sich deswegen im simplen Leitspruch 'es gibt nichts Gutes, außer man tut es' nicht wiederfindet und sich immer noch verzagt fragt: wie aber herausfinden, ob die eigene Abwehr uns selbst dient - oder uns selbst verhindert?
Erlaube Dir, nein zu allem zu sagen, was sich für Dich nicht stimmig anfühlt. Lerne jedoch zu unterscheiden, ob Dein Nein aus einer Vermeidungshaltung kommt - aus Angst vor Neuem, vor Ablehnung oder Misserfolg. Oder ob es ein nein ist zu etwas, das Deinem echten Wunsch nach Lebensfreude im Weg steht.
Hilfreich sind dabei Fragen, die vom Standpunkt eines neutralen Beobachters aus gestellt werden:
Analysiere es von außen:
- ist dass Projekt gefährlich? Ja ☐ Nein ☐
- schädlich? Ja ☐ Nein ☐
oder
- sinnstiftend? Ja ☐ Nein ☐
- hilfreich? Ja ☐ Nein ☐
Nein, nein und ja, ja als Antworten bedeuten: es dann nicht zu tun, wäre entweder nur aus Angst (= ein Vorurteil mit dazugehöriger Abwehr) oder aber schlicht Faulheit (= sich nicht aus einer liebgewordenen Gewohnheit befreien zu wollen), d.h. es gibt keinen objektivierbaren Grund, es nicht zu tun. Es ist nur.. 'so ein Gefühl?!'
Im Klartext hieße das: "ich habe mir angewöhnt, das zu vermeiden, zu meinem eigenen Nachteil" - und, so schlimm das auch klingt, oft auch zum Nachteil anderer!! Denn alles, was wir tun, aber eben auch das, was wir nicht tun, hat einen direkten Einfluss auf unser Umfeld: und je näher uns dieses ist, je direkter können die Folgen unseres Handelns oder unserer Untätigkeit von denen, die uns am nächsten stehen, gespürt und, gezwungenermaßen, mitgetragen werden.
Diese Gedanken sollen niemandem Angst oder gar ein schlechtes Gewissen machen, nein: viel eher kann ein Ansporn darin liegen, zu wissen, daß wir immer nur das Beste für unsere Liebsten wollen. Und so kann uns die Erkenntnis, daß alles, was wir tun oder lassen, auch auf andere abfärbt, dazu motivieren, Dinge zu wagen, die wir bisher vielleicht immer vermieden haben. Denn oft wollen wir anderen nur Gutes, während wir uns selbst schnell vernachlässigen oder sogar gewohnheitsmäßig innerlich runtermachen.
A good reason to stop bullying yourself is that after a while you will bully your spouse in exatly the same way.On the plus side, if it’s hard to be motivated to change it for one’s own sake, it may be easier once you see it impacting one’s beloved.Ein guter Grund, mit der ständigen Selbstkritik aufzuhören, ist, dass man nach einer Weile seinen Partner genauso schikanieren wird wie sich selbst.Das Positive daran: Auch wenn es schwerfällt, sich selbst zu ändern, fällt es vielleicht leichter, wenn man sieht, wie sich dies auf den Partner auswirkt.
Frei nach Obi-Wan Kenobi („Möge die Macht mit dir sein!“): Die Macht IST mit dir!Wenn du es schaffst, dir Stürme, Windmühlen und Gewitter im Kopf und in deiner Gefühlswelt zu erschaffen, dann hast du auch die Macht, sie in ein Lüftchen zu verwandeln. Du bist dem, im Gegensatz zum Wetter vor deiner Haustüre, nicht hilflos ausgeliefert – und selbst da kannst du ins Haus zurückgehen!

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